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Mehrgenerationenpark-Golden
NIZ
Regenbogen-Goldenstedt

Fragen der schulischen Erziehung sind zu allen Zeiten für Eltern und Kinder von existenzieller Bedeutung. Auch Staat und Kirche sind an der Gestaltung des Schulunterrichts seit jeher stark interessiert.

Im Dritten Reich bekämpfte die NS-Diktatur von Anfang an den kirchlichen Einfluss in den Schulen und führte einen erbitterten Kampf gegen die christlichen Bekenntnisschulen. Widerstand in der Bevölkerung wurde im Keim erstickt. Nur selten regte sich offener und organisierter Widerstand. Eine rühmliche Ausnahme bot die Bevölkerung in Goldenstedt.

Eltern schickten ihre Kinder nicht zur Schule, als am 02. Mai 1938 die Umwandlung der beiden Bekenntnisschulen in Goldenstedt und Varenesch zur NS-geprägten Gemeinschaftsschule durch Minister-Erlass angeordnet wurde.

Die Eltern, die sich 1938 gegen die zwangsweise Einführung der Gemeinschaftsschule durch die national-sozialistische Regierung in Goldenstedt wehrten, riskierten Leib und Leben. Deshalb haben sie auch heute noch unsere Hochachtung verdient. Das gilt insbesondere für die 14 Männer, die damals verhaftet wurden und von denen zwölf sogar mehrere Monate die Leiden eines Konzentrationslagers erdulden mussten.

Es soll auch nicht vergessen werden, was die Angehörigen der Verhafteten an Sorgen und Leid getragen haben. Dabei ist besonders zu beachten, dass es Eltern beider Konfessionen waren, sowohl der evangelischen als auch der katholischen, die gegen die Einführung der Gemeinschaftsschule protestierten.

Nähere Informationen zu diesem Thema enthält das Buch "Der Goldenstedter Schulkampf 1938 - Erinnerung an mutige Bürger in einer dunklen Zeit" (sh. unter https://goldenstedt.de/tourismus-freizeit-kultur-bildung/publikationen).


Infolge der Reformationen und Gegenreformationen kam es in Goldenstedt zu großen religiösen und politischen Streitigkeiten. Als eine "Kompromisslösung" etablierte sich das so genannte "Simultaneum mixtum": Die evangelischen und katholischen Christen feierten gemeinsam in einem Gotteshaus den Gottesdienst.

Ob diesem "Modus vivendi" ein ausdrücklicher Vertrag zugrunde lag, ist nicht geklärt. Jedenfalls bestand das Simultaneum mixtum von 1650 bis 1850, bis die Evangelischen eine eigene Kirche bauten.

Bis dahin gestaltete sich das religiöse Miteinander unter anderem wie folgt:

1. Der Pfarrer der Gemeinde war katholisch. Die Kirche lag in dem fast ausschließlich katholischen Bereich "Zwischen den Brücken". Ein Lehrer der katholischen Schule war der Organist, ein Lehrer der evangelischen Schule Küster.

2. Zu Trauungen und Taufen wurden die evangelischen Christen von den Lüneburgischen nach Barnstorf und Colnrade beordert. Beerdigungen beider Konfessionen fanden durchweg auf dem katholischen Friedhof in Goldenstedt statt.

Der Gottesdienst zur Zeit des Simultaneum mixtum war nicht immer unproblematisch. Eine bleibende Erinnerung auf katholischer Seite ist der Männerchor Concordia von 1852. Er wurde gegründet, als die Katholischen und Evangelischen getrennte Gottesdienste feierten und die katholische Pfarrei zur "neuen Liturgie" einen Chor brauchte.

Gewissermaßen war diese "Ökumene" ein weit vorausahnender Versuch, mit gegenseitiger Hilfe den Glauben zu bewahren und zu praktizieren.

Nähere Informationen zu diesem Thema enthält das Buch "Das weltweit einzigartige Simultaneum mixtum in Goldenstedt" (sh. unter https://goldenstedt.de/tourismus-freizeit-kultur-bildung/publikationen).

Erste Fassung

"Als der junge Graf Rudolf von Diepholz auszog, kam er an den Hof des Königs von Schweden, wo er unbekannt als Küchenjunge sich verdang, bald aber zu des Königs Kämmerer sich aufschwang. Als er einst bei Verfolgung eines Hirsches sich im Walde verirrt hatte, traf er eine wunderschöne Jungfrau an, die ihm einen kostbaren, mit Edelsteinen verzierten Ring schenkte und ihn auf den rechten Weg geleitete. Als er nun einst bei dem König Wache hatte und dieser den glänzenden Stein bemerkte, musste er ihm seine Herkunft und wie er zu dem Ringe gekommen sei, entdecken. Da gab der König dem Jüngling, den er schon vorher liebgewonnen, seine Tochter Marina zur Gemahlin und eine andere dem Prinzen Primislaus in Pommern, der sich schon länger um sie beworben hatte.

Beider Beilager wurde zu Nicoden an einem Tage gefeiert, und Rudolf kehrte mit seiner Gemahlin und mit großen Schätzen in seine Heimat zurück. Seine Untertanen empfingen ihn an der Grenze des Kirchspiels Goldenstedt, wo die Brücke über die Hunte führt. Die Gräfin warf hier eine Menge Goldmünzen unter das Volk, und von dieser Zeit an führt die Brücke den Namen "Goldene Brücke", wie das ganze Kirchspiel und der Kirchort den Namen Goldenstedt."

 

Zweite Fassung


"Ein nachgeborener Sohn eines Grafen von Diepholz, wahrscheinlich mit dem Namen Rudolf, trat einst in die Dienste eines nordischen Monarchen, Schweden, und schwang sich durch Talente und Liebenswürdigkeiten zu hohen Hofstellen empor. Es war zwischen 930 und 1042. Dadurch in die Nähe der Prinzessin Marie gebracht, geriet er mit ihr in einen Liebeshandel. Als dieser aber höheren Orts bemerkt wurde, ward der Grafensohn ungnädig nach Hause geschickt. Bald nachher starb der älteste Bruder, und die Grafschaft wurde dadurch an den Liebling der Prinzessin vererbt. Zur Regierung gelangt, erbat er sich diese zur Gemahlin, und jetzt wurde sie ihm bewilligt.

Auf der Reise nach dem damaligen Sitz der Grafen, Cornau, kam sie über Harpstedt und musste bei Goldenstedt eine Furt der Hunte passieren. Da dieser Fluß aber sehr angeschwollen war, so konnte dies nur mit Lebensgefahr und durch Hilfe einiger neuer Anbauer nahe bei der Furt geschehen. Als sich die Prinzessin glücklich am diesseitigen Ufer sah, reichte sie den helfenden Anbauern eine Menge Gold zum Bau einer Brücke aus dem Wagen. Die dafür erbaute Brücke heißt "Goldene Brücke", der Hügel, von wo die Leute der Prinzessin um Hilfe riefen, der Goldene Berg, und die Stelle, wo das Gold  aus dem Wagen gereicht wurde, Goldene Stette, Goldenstedt."

Diese beiden recht unterschiedlichen Fassungen der bekanntesten Goldenstedter Sage zeigen, wie sehr eine Sage bei unterschiedlicher Überlieferung un din Niederschriften verschiedener Verfasser verändert und ausgeschmückt wird. Die erste Fassung findet sich bei Strackerjan/Willoh. Sie geht zruück auf Nieberding, und der wiederum fußt auf einer Erzählung von Friedrich Voß aus dem Jahre 1688. Voß entnahm den Stoff einem langen Reim, der unter dem Gemälde eines Grafen Rudolf im früheren Schloß zu Lemförde stand. Danach werden die Ereignisse der Sage in das Jahr 1011 gelegt, was sich aber historisch nicht halten läßt. Weder die Grafen von Diepholz noch die Goldene Brücke reichen so weit zurück, Goldenstedt jedoch sicherlich viel weiter. Nieberding urteilte kurz und bündig: "Eine gewöhnliche Sage aus einer gewissen Zeit, um dem Namen Goldenstedt und Goldene Brücke eine Deutung zu geben."

Das Urteil trifft offensichtlich genauso auf die zweite Fassung zu. Kraul fand sie im Archiv des Amtes Diepholz und nahm sie in seine Schrift auf , die er 1817 dem Amt Vechta einreichte.

Die Gemeinde Goldenstedt hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Erstmals wurde im Jahr 1080 in einer lateinischen Urkunde der Name "Goldensteti" erwähnt. Hügelgräber, vorgeschichtliche Bodenfunde und die wohl einmalige Ringwallanlage Arkeburg zeugen von einer wesentlich früheren Besiedlung auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde. Die Geschichte des in 1974 eingemeindeten Ortes Lutten geht sogar zurück bis auf das Jahr 872, in dem in einer Urkunde erstmalig ein adeliges Gut in Lutten genannt wird. Eine Kirche in Lutten wird erstmals 1320 erwähnt. Die Bauerschaft Ambergen wird erstmals im Jahr 980 urkundlich erwähnt.

Goldenstedt wurde 700 Jahre lang von der sogenannten Zweiherrigkeit geprägt. An der Grenze der beiden Herrschaftsbereiche Vechta-Münster und Diepholz-Lüneburg gelegen, war Goldenstedt häufig der Austragungsort von Auseinandersetzungen der um die Hoheit ringenden Landesfürsten. Da das Große Moor eine schwer überwindliche natürliche Grenze bildete, führte der Weg zwischen Vechta und Diepholz über Goldenstedt, wodurch der Ort in das Interesse der jeweiligen Herrscher rückte. Statt einer klaren Grenzlinie gab es hier bis 1817 ein territoriales Mischgebiet. Erschwerend kam hinzu, dass die Diepholzer Untertanen protestantisch waren, die Untergebenen des Fürstbischofs von Münster jedoch der katholischen Kirche angehörten. Von 1650 bis 1850 gab es daher in Goldenstedt das wohl einmalige "Simultaneum mixtum". Trotz der unterschiedlichen Konfessionalität traf man sich gleichzeitig in einer Kirche zu einem gemeinsamen Gottesdienst, der von einem katholischen Priester und einem lutherischen Küster durchgeführt wurde. Erst mit der Einweihung der neu errichteten evangelischen Kirche endete dieser Zustand.

Im Jahre 1818, wenige Monate nach der Beendigung der Zweiherrigkeit, begann die kommunale Selbstverwaltung in Goldenstedt, das zunächst als "Kirchspiel" und ab 1855 als "Gemeinde" bezeichnet wird. Eine weitere Zäsur in der Goldenstedter Geschichte bedeutete das Ende des Zweiten Weltkrieges. Damals kamen etwa 2.200 Flüchtlinge und Vertriebene nach Goldenstedt und Lutten. In kürzester Zeit gelang es, für diese Menschen Wohnraum und Arbeitsplätze zu schaffen.

Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Gemeinde war die Eingemeindung Luttens 1974. Um die Gemeinde Goldenstedt als Nebenzentrum im Nahbereich Vechta zu stärken und aufgrund struktureller Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Gemeinden entschied der Niedersächsische Landtag damals die Eingliederung Luttens in die Gemeinde Goldenstedt. Lutten ist an Fläche und Einwohnerzahl, vom Ort Goldenstedt abgesehen, die größte Ortschaft der Gemeinde und hat vor allem in den letzten Jahren eine überaus positive Entwicklung erfahren.


Das
Wappen Goldenstedt Wappen der Gemeinde Goldenstedt zeigt eine Holzaxt mit 6 Münzen. Die Axt deutet auf ein in alter Zeit bestehendes Holzgericht hin. Die rechts und links der Axt geführten Münzen weisen auf die Sage von der Goldenen Brücke hin, die zur Erklärung des Namens "Goldenstedt" dient. Danach empfingen die Untertanen des Grafen aus dem benachbarten Diepholz diesen mit seiner jungen Gemahlin, Tochter eines Schwedenkönigs, an der Grenze des Kirchspiels, dort, wo noch heute die Brücke über die Hunte führt. Die Jungvermählten warfen hier eine Menge Goldmünzen unter das Volk. Seit dieser Zeit führt die Brücke den Namen "Goldene Brücke" und die goldene Stätte den Namen "Goldenstedt".